Montag, 17. November 2003
Warum Feiertage kein Spaß sind
Nichts gegen Masochisten. Ich selbst jogge regelmäßig und schminke mich vor einem Vergrößerungsspiegel. Hin und wieder eine Portion Qual finde ich gut. Aber der Spätherbst übertreibt: Lichtmangel, der mich dazu bringt, noch vor dem Frühstück mit hängenden Schultern und müder Stimme Sätze wie: "Ich glaube, ich weiß auch nicht, und ist ja auch egal." Eisiger Sprühregen, der mir Wunden ins Gesicht graviert. Dazu die Feiertage. Totensonntag: Ringring. "Hallo?"-"Was, du bist nicht auf dem Friedhof?"-"Nein. Ich lebe noch." Volkstrauertag: Frauen finden keinen Partner, Genies keinen Job. Der deutsche Alltag ist traurig genug. Ich finde es zynisch, diese Tatsache auch noch zu feiern. Amerikaner kommen mit neun Feiertagen aus. Freudentage, an denen die Hälfte der Nation Shopping Malls und Boutiquen stürmt. Die andere Hälfte erwartet sie mit offenen Armen und Kassen und schwenkt Banner mit dem Aufdruck: "SALE!" Deutschland kennt dagegen 18 Feiertage, einer trauriger als der andere. Shops sind geschlossen, weil der April endlich vorüber ist. Restaurants sind ausgebucht, weil Maria zum Himmel gefahren ist. Freunde gehen nicht ans Telefon, weil Jesus ans Kreuz geschlagen wurde und sie endlich Zeit finden, den "Rosenkrieg" nachzuspielen... via [glamour.de]

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